Vom Nicht-Sehen zum Erkennen

Monatsspruch April: Lukas 24, 32

„Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?“

Zwei Jünger sind am Ostertag von Jerusalem nach Emmaus unterwegs, wo sie wahrscheinlich zu Hause waren, zwei aus dem größeren Jüngerkreis außerhalb der Zwölf. Abgestürzte Hoffnung, Tiefpunkt, Licht und Feuer sind in ihnen erloschen. Die Hinrichtung, der Tod, letzte Station Grab, das lässt keinen Blick nach oben, nach vorn zu. Selbst der Bericht der Frauen über das leere Grab, die Erscheinung der beiden Engel und ihrer Botschaft kann nicht durchdringen zu der Leere in ihnen. Ostern ist geschehen, aber sie können es nicht glauben. Es fehlt der Beweis, denn den lebenden Jesus haben auch die Frauen und die Jünger, die danach am Grab waren, nicht gesehen. Zu Thomas, der beim Treffen des Auferstandenen im Jüngerkreis nicht dabei war und deshalb zweifelte, sagt Jesus später: „Selig sind die, die mich nicht sehen und doch glauben.“

Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus konnten auch nicht sehen, dass der Fremde Jesus war. In der Basisbibel steht das so: „Aber es war, als ob ihnen jemand die Augen zuhielt, und sie erkannten ihn nicht.“ Und Jesus beginnt ein Gespräch, zeigt Interesse an ihren Themen. Das öffnet die Türen, alles herauszulassen, was sie bedrückt, die Ungerechtigkeit der Verurteilung, die Trauer um ihren Lehrer, die enttäuschte Hoffnung über den nun toten Erlöser Israels, den Messias. An diesem Punkt setzt Jesus an, den Plan Gottes auszubreiten, ihre leeren Herzen zu erfüllen mit den „Beweisen“, die in den Heiligen Schriften bereits stehen, die sie ja kennen, aber nicht anerkennen konnten, weil es jedem menschlichen Denken von Herrschaft, Macht, Vergeltung widersprach. Die mutmachende Botschaft ist, dass Jesus ihre Herzen in Feuer und Flamme versetzen konnte, obwohl sie ihn noch gar nicht erkannt hatten. Erst beim Abendessen, als er wie gewohnt, das Dankgebet sprach und das Brot brach, erkannten sie ihn. Und sie erinnerten sich an die Glut im Herzen auf dem Weg.

Ich kann gut verstehen, dass sich Kirchgemeinden den Namen „Emmaus-Gemeinde“ gegeben haben. Darauf zu vertrauen, dass Jesus mit ihnen geht, manchmal unerkannt und doch Flammen in den Herzen entfachend. Dass er sich aber auch an Vertrautem zu erkennen gibt wie Brot und Wein, das das „Sehen“ ermöglicht.

Gottfried Trommer

25. März 2025